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Management­­empfehlungen Neugeborenen­durchfall

Etwa 50 % aller Todesfälle bei Kälbern sind auf Durchfallerkrankungen zurückzuführen. Dabei könnten viele dieser Erkrankungen durch gutes Management verhindert werden.

Neugeborenendurchfall ist eine Faktorenkrankheit, das heißt es kann sowohl durch infektiöse Erreger wie E.coli, Rota- und Coronaviren oder Cryptosporidieren ausgelöst werden, aber auch durch nicht-infektiöse Ursachen wie Stress oder Fütterungsfehler.

Beim Krankheitsbild des Neugeborenendurchfalls (definiert als Durchfall bei Kälbern bis zu einem Alter von 4 Wochen), ist es wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass die krankmachenden Erreger auch auf Betrieben mit gesunden Kälbern, ohne Durchfallproblematik, nachgewiesen werden können. Das heißt die Krankheit bricht dann aus, wenn ein ungünstiges Verhältnis zwischen der Widerstandsfähigkeit des Kalbes und dem Infektionsdruck entsteht. Das legt nahe, dass es zwei Richtungen des Managements gibt, um das Kalb vor einer Durchfallerkrankung zu schützen. Zum einen kann die Widerstandsfähigkeit des Kalbes erhöht werden und zum anderen kann der Infektionsdruck auf das Kalb gesenkt werden.
Der wichtigste Punkt, um die Widerstandsfähigkeit des Kalbes zu erhöhen, ist die Kolostrumversorgung. Eine hohe Nährstoffversorgung durch große Mengen Milch, ist ebenfalls hilfreich.

Um den Infektionsdruck auf das Kalb zu senken, sollte besonders auf eine saubere Kalbeumgebung, eine Zwischendesinfektion der Aufstallung, sowie Hygiene beim Tränken der Kälber, geachtet werden.

Doch was bedeutet das konkret für die Praxis?

Zuallererst sollte das Kolostrummanagement optimiert werden. Dazu ist es entscheidend die Kuh zügig nach der Geburt zu melken, damit das Kalb innerhalb der ersten vier Lebensstunden drei Liter Kolostrum und innerhalb der ersten 12 Lebensstunden insgesamt vier Liter zu trinken bekommt. Zusätzlich sollte auf eine hohe Qualität (mindestens 22 Brix) des Kolostrums geachtet werden. Mehr Informationen zum Thema Kolostrum.

Auch die weitere Tränke im Anschluss an die Kolostrumversorgung ist entscheidend. Denn durch Fütterungsfehler, wie etwa unpassende Tränketemperatur, häufig wechselnde Zusammensetzung oder Konzentration der Milch, kann das Kalb Durchfall entwickeln.

Optimalerweise bekommt das Kalb in den ersten drei Lebenswochen 20 % seines Körpergewichtes an Milch (bei einem Geburtsgewicht von 35-45 kg entspricht das 7-9 Liter), oder wird direkt ad libitum getränkt. Durch die hohe Nährstoffaufnahme wird die Immunabwehr des Kalbes gestärkt und es können zusätzlich noch hohe Wachstumsraten von mehr als 1.000 g pro Tag erzielt werden. Wird hingegen, wie es früher häufig empfohlen wurde, die Milchzufuhr stark begrenzt auf etwa 4 Liter pro Tag, kann das Kalb sich weniger gut gegen Krankheitserreger zur Wehr setzen.

Auch die Wahl ob Milchaustauscher (MAT) oder Milch vertränkt werden soll, kann zu der Entstehung einer Durchfallproblematik beitragen. Denn zu Beginn können Kälber nur Milcheiweiß verdauen. Von MAT mit pflanzlichen Proteinen ist daher unbedingt abzuraten, um die Verdauung des Kalbes nicht negativ zu beeinflussen. Optimal ist ein MAT mit 25-27% Rohprotein. Umstellungen zwischen MAT und Milch sollten immer langsam durchgeführt werden. Ansonsten drohen ebenfalls Durchfälle.

Milch ist stets aus einem Nuckeleimer anzubieten, um eine physiologische Haltung und damit das schluckweise Trinken in den Labmagen zu ermöglichen und ein Pansentrinken zu vermeiden. Wasser sollte ebenfalls vom ersten Lebenstag an angeboten werden, allerdings nie aus einem Nuckeleimer, sondern aus einer Schale oder einem Eimer. Denn Wasser soll im Gegensatz zu Milch nicht in den Labmagen gelangen, da es sonst die Labgerinnung beeinträchtigt.

Um die Erregerkonzentration möglichst gering zu halten, sind Nuckeleimer nach jeder Tränke heiß auszuspülen. Bei einem Wechsel der Kälber ist es wichtig die Aufstallung mit einem Hochdruckreiniger zu waschen und zu desinfizieren. Außerdem erhält jedes Kalb bei der Aufstallung einen neuen Saugnippel.

Die 5 wichtigsten Managementaspekte werden im englischen Raum mit den 5 C’s zusammengefasst: Colostrum (Kolostrum), Cleanliness (Sauberkeit), Comfort (Komfort), Calories (Kalorien) und Consistency (Konsistenz).

Auf allen Betrieben lassen sich krankmachende Erreger nachweisen. Wenn ein Kalb jedoch mit sauberer Umgebung, gutem Kolostrum und konsistenter Fütterung mit vielen Kalorien versorgt wird, kann es krankheitsfrei bleiben, auch wenn es mit Erregern in Kontakt kommt.

Unsere Experten-Tipps in der Check-Liste:

  • Kolostrumversorgung optimieren:
    3 Liter in ersten 4 Stunden, insgesamt 4 Liter in ersten 12 Stunden
    Qualität testen (optimal >22% Brix)
  • 20% des Körpergewichts vertränken, oder ad-libitum
  • Milch stets aus Nuckeleimer, Wasser immer aus Eimer/Schüssel
  • Hygiene bei Fütterung und Aufstallung

Kommt es trotz gutem Management zu dem Ausbruch einer Nabelentzündung, kann unser Calf Monitoring System Ihnen dabei helfen, diese frühzeitig zu erkennen und Ihnen Empfehlungen geben, welche Schritte in diesem Fall zu unternehmen sind. Welche Vorteile dies für Sie hat, erklären wir Ihnen gerne in einem persönlichen Beratungsgespräch.

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