Infektionen am Nabel gehören neben Durchfall- und Atemwegserkrankungen, zu den häufigsten drei Krankheiten bei neugeborenen Kälbern.
Während der Trächtigkeit wird das Kalb über die Nabelschnur durch das Muttertier mit Sauerstoff und Nährstoffen, nicht aber mit Antikörpern, versorgt. Während der Geburt reißt die Nabelschnur ab und verliert ihre Funktion. Sie bleibt noch einige Tage feucht und trocknet dann allmählich ein – bis sie dann etwa am 14. Tag abfällt.
In den ersten Tagen nach der Geburt verbleibt jedoch an der Nabelschnur im Übergang zur Bachdecke eine offene Stelle, durch die Keime eintreten können. Daher ist eine Entzündung in den Nabelstrukturen häufig auf mangelnde Hygiene, im Zeitraum um die Geburt des Kalbes, zurückzuführen. Neben der lokalen Entzündung können die Bakterien sich in Gelenke, die Lunge oder andere Organe verteilen und zu einer Sepsis führen. Dies sorgt für schwere Komplikationen, welche wiederum zu einer gesteigerten Sterblichkeit führen. Die Diagnose der Nabelentzündung basiert auf den lokalen Entzündungszeichen Schmerz, Schwellung, lokale Hitze und eitrigem Ausfluss.
Doch was bedeutet das konkret für die Praxis?
Als beste Vorsorge gegen Nabelerkrankungen gilt es auf eine gute Hygiene zu achten sowie die Widerstandsfähigkeit des Kalbes zu erhöhen. Dazu ist ein gutes Kolostrummanagement von großer Wichtigkeit. Denn Kälber werden ohne intaktes Immunsystem geboren. Zum Aufbau des Immunsystems ist das Kalb nach der Geburt auf eine rasche Gabe von hochwertigem Kolostrum in ausreichender Menge angewiesen, damit eine Übertragung der Immunglobuline aus der Milch des Muttertiers gewährleistet wird. Geschieht dies nicht, ist das Kalb viel anfälliger für Krankheiten und hat ein erhöhtes Sterberisiko. Dazu ist es entscheidend die Kuh zügig nach der Geburt zu melken, damit das Kalb innerhalb der ersten vier Lebensstunden drei Liter Kolostrum und innerhalb der ersten 12 Lebensstunden insgesamt vier Liter zu trinken bekommt. Zusätzlich sollte auf eine hohe Qualität (mindestens 22 Brix) des Kolostrums geachtet werden. Mehr Informationen zum Thema Kolostrum.
Um die Hygiene zu optimieren, sollte vor allem auf die Abkalbebox geachtet werden. Denn dies ist der erste Ort, zu dem das neugeborene Kalb Kontakt hat, wenn es ohne Immunsystem geboren wird. Die Abkalbebox sollte regelmäßig entmistet, desinfiziert und neu eingestreut werden und keinen Kontakt zur Krankenbox haben. Auch sollte die Zeit des Kalbes, die es in der Abkalbebox bleibt, so kurz wie möglich gehalten werden, um die Keimbelastung in den ersten Lebensstunden so gering wie möglich zu halten.
Ob eine Nabelversorgung immer vonnöten ist, wird kontrovers diskutiert. Wenn jedoch gehäuft Nabelentzündungen in einem Betrieb auftreten, kann der Nabel des Kalbes nach der Geburt mit einer 7% Iod-, oder einer 2% Chlorhexidin-Lösung gedippt werden, bevor es in die endgültige, ebenfalls gereinigte, desinfizierte und frisch eingestreute Aufstallung gebracht wird. Weitere Manipulationen am Nabel, wie ausstreichen oder einmassieren der Lösung, sind zu unterlassen.
Die Einzelhaltung der Kälber bis mindestens nach dem Eintrocknen der Nabelschnur (etwa 4.-7. Tag nach der Geburt) kann zusätzlich das Erkrankungsrisiko senken. Denn das gegenseitige Besaugen der Kälber kann, durch den Eintrag an Bakterien, die Ausbildung einer Nabelentzündung fördern.
Unsere Experten-Tipps in der Check-Liste:
Kolostrumversorgung optimieren
- 3 Liter in ersten 4 Stunden, insgesamt 4 Liter in ersten 12 Stunden
- Qualität testen (optimal >22% Brix)
Hygiene in der Abkalbebox
- Regelmäßig entmisten, desinfizieren, frisch einstreuen
- Kein Kontakt zu kranken Tieren
- Kurze Verweildauer in der Abkalbebox
Nabeldesinfekion
- Dippen mit 7% Iod- oder 2% Chlorhexidin-Lösung
- Nabel nicht unnötig manipulieren
Kommt es trotz gutem Management zu dem Ausbruch einer Atemwegserkrankung, kann unser Calf Monitoring System Ihnen dabei helfen, diese frühzeitig zu erkennen und Ihnen Empfehlungen geben, welche Schritte in diesem Fall zu unternehmen sind. Welche Vorteile dies für Sie hat, erklären wir Ihnen gerne in einem persönlichen Beratungsgespräch.